Fokusthema des Monats
Fokusthema im Januar:
In unserer neuen Reihe „Fokusthema des Monats“ nehmen wir jeden Monat ein wichtiges berufspolitisches Thema genauer unter die Lupe. Wir erläutern die Hintergründe, bieten prägnante Zusammenfassungen und verdeutlichen die Relevanz dieses Themas für unsere Berufsgruppe. Erfahren Sie, warum wir uns als Verband aktiv für den jeweiligen Themenbereich und damit auch für Sie einsetzen. Wechselnde Themen, informativ und übersichtlich aufbereitet - mit unserer neuen Reihe bleiben Sie stets informiert.
In diesem Monat wird die Projektgruppe Bundestagswahlen 2025 auf dieser Seite immer wieder neue Informationen zum Thema veröffentlichen. Also zwischendurch vorbeischauen!
Auf dem Weg in den Koalitionsvertrag - Bundestagswahl 2025
Am 6. November 2024 scheiterte die Ampelkoalition. Das Ampel-Aus brachte dabei auch für unsere Profession bedeutende Rückschläge mit sich. Die Arbeit um die Vorbereitung und Verabschiedung des Gesetzesvorhabens, die ein neues Berufsgesetz für die Logopädie vorsah, wurde somit niedergelegt. Wichtige Themen, wie z.B., der Direktzugang und das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, liegen auf Eis. Einhergehend mit den Neuwahlen ist unsicher, inwiefern die neue Regierung unsere Ziele unterstützt. Wie geht es für die Logopädie weiter? Können wir noch mit dem überfälligen Berufsgesetz oder dem dringenden Bürokratieabbau rechnen? Und wenn ja, wann?
Dementsprechend ist es nun wichtig, unsere Kräfte und Möglichkeiten zu bündeln, um uns gemeinsam für das Erreichen der Ziele der Logopädie einzusetzen und unsere Forderungen im Koalitionsvertrag zu verankern.
Was wir fordern und was dies bedeutet
Dass unser Berufsgesetz von 1980 veraltet ist und dringend überarbeitet werden muss, ist mittlerweile allen bekannt. Im Vordergrund steht dabei die Harmonisierung der Ausbildungswege in der Logopädie/Sprachtherapie und damit einhergehend die Akademisierung unseres Berufs. Das bedeutet, dass wir die bisherige berufsfachschulische Ausbildung durch eine einheitliche hochschulische Ausbildung für alle Leistungserbringer*innen der Logopädie ersetzen möchten, so wie es international bereits Standard ist.
Nur durch eine primärqualifizierende hochschulische Ausbildung können wir eine standardisierte, klinisch-praktische Qualifikation der Therapeut*innen sowie unsere internationale Anschlussfähigkeit sicherstellen. Ebenso wird es uns dadurch möglich sein, eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin zu etablieren. Dies sind wichtige Voraussetzungen, um den zukünftig steigenden Anforderungen an die Versorgung unserer Patient*innen qualitativ hochwertig, effizient und evidenzbasiert begegnen zu können. Darüber hinaus eröffnen sich uns neue Karrierewege und der Fachkräftemangel kann so reduziert werden.
Mehr dazu: https://www.arbeitskreis-berufsgesetz.de/
Mit dem Direktzugang könnten unsere Patient*innen ohne Umwege für eine logopädische Beratung, Diagnosestellung und Bedarfsermittlung zu uns in die Praxis kommen. Aktuell brauchen alle, die eine logopädische Therapie in Anspruch nehmen möchten, eine ärztliche Verordnung. Nur mit dieser können sie aktuell von uns beraten, untersucht und behandelt werden. Mit dem Direktzugang könnte die Versorgung effizienter gestaltet werden, da auf diese Weise die logopädischen Bedarfe unserer Patient*innen früher und schneller erkannt werden könnten. Das verkürzt Versorgungswege, die Ergebnisse unserer Behandlung könnten so optimiert und die Dauer der Behandlung durch eine frühzeitige Behandlung verringert werden, was schlussendlich einen Qualitätsanstieg der Versorgung zu Folge hätte. Ebenso resultiert daraus, dass wir sowohl unsere Versorgungsleistungen als auch die der Ärzt*innen effizient und kompetenzbezogen nutzen könnten, sodass im Endeffekt Ressourcen und damit verbundene Kosten eingespart werden können.
Mehr dazu:
- Positionspapier: Der Direktzugang zur Logopädie - für eine bessere Versorgung
- dbl-Meldung: Direktzugang: Positionspapier aktualisiert
- Direktzugang für die Logopädie/Sprachtherapie – Positionspapier des Arbeitskreises Berufsgesetz (Oktober 2023)
- Direktzugang zur Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie (SSST) – Ein Positionspapier von dba, dbl, dbs
- dbs-Meldung: Blankoverordnung auch in der Logopädie/Sprachtherapie sinnvoll oder Sackgasse?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Finanzierung logopädischer Stellen und der von uns erbrachten logopädischen Leistungen im stationären Behandlungssetting nicht fest geregelt. Dies wird ebenso noch nicht genügend in dem neu eintretenden Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) mitbedacht. Wir setzten uns aktiv dafür ein, dies in Zukunft zu verändern. Damit möchten wir dafür sorgen, dass unser Wissen sowie das anderer therapeutischer Leistungserbringer bei der Weiterentwicklung des Gesetzes sowie der darin beschriebenen Leistungsgruppen berücksichtigt wird. Es ist ein Ziel, welches wir als Teil des Netzwerks Berufe im Gesundheitswesen (Netzwerk BiG) in den jeweiligen Gremien verfolgen.
Mehr dazu:
- dbl-Meldung: Pflegebudget und Logopädie – ein komplexes Thema
- dbl-Meldung: Reform der Krankenhausversorgung
- Bundesministerium für Gesundheit: Krankenhausreform
- Forum Verlag Herkert: Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG): Inkrafttreten, Leistungsgruppen und Zusammenfassung der Inhalte
Ein weiteres Ziel von uns ist es, uns aktiv in die Gestaltung und Durchführung vorbeugender und versorgender Angebote in Bildungseinrichtungen (wie z.B. Kindergärten und Schulen) einbringen zu dürfen. Dies hätte den Vorteil, Kinder mit logopädischem Therapie- und Förderbedarf früher zu erkennen und damit rechtzeitig zu unterstützen. Das würde unter anderem die langen Wartezeiten in logopädischen Praxen verkürzen. Dafür müssen jedoch rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden, die es uns ermöglichen, Kinder mit (drohendem) logopädischen Behandlungsbedarf in Einrichtungen zu behandeln. Das ist aktuell allerdings nur eingeschränkt möglich. Dabei sind die betroffenen Kinder für uns insbesondere in diesem Setting gut erreichbar, da sie in dem Zeitraum z. B. meist aufnahmefähiger sind als am späten Nachmittag in der Praxis. Darüber hinaus wäre es uns so möglich, die Kinder effektiv in einem interprofessionellen Team zu fördern und somit unter anderem die Qualität der Versorgung zu verbessern sowie den Übertrag in den Alltag zu erleichtern. Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen müssen auch die wirtschaftlichen und räumlichen Rahmenbedingungen zeitgemäß gestaltet werden.
Mehr dazu:
- Logopädie für Kinder in Ganztageseinrichtungen (Schule, KITA, Hort) – dbl -Positionspapier (Stand Oktober 2019)
- Artikel: Logopädische Arbeit in Bildungseinrichtungen – Anspruch und Wirklichkeit Betrachtung der Rahmenbedingungen in Deutschland von Prof. Dr. habil. Karin Berendes
Aktuell wird unsere Arbeit zusätzlich – zur vergleichsweise niedrigen Vergütung – durch einen hohen bürokratischen Aufwand belastet. Dazu zählen Tätigkeiten (z.B. das Prüfen der Verordnungen auf Mängel oder der Einzug des Eigenanteils), die wir nicht vergütet bekommen. Dies macht es unter anderem unnötig, kompliziert und unattraktiv, ambulante logopädische Praxen zu gründen bzw. zu führen. Um das zu ändern, fordern wir z.B. die Abschaffung der Prüfpflicht der Verordnungen und der Pflicht zum Einzug von Zuzahlungen. Die Anforderungen zur Führung einer logopädischen Praxis steigen zudem massiv, etwa in den Bereichen der Arbeitssicherheit, Digitalisierung und interdisziplinären Zusammenarbeit. Dies muss besser in der Gestaltung der Leistungspositionen und Vergütung abgebildet werden.
Die Verbesserung der Rahmenbedingungen wirkt der Berufsflucht und somit langfristig dem Fachkräftemangel entgegen
Hier findet ihr unsere Forderungen zum Download in Leichter Sprache. Diese können bei Interesse an Patient*innen, Kolleg*innen oder Menschen aus dem eigenen sozialen Umfeld verteilt werden.
Welche Themen sind nicht im Fokus der Projektgruppe Bundestagswahl 2025 und wo geht der dbl ihnen nach?
Logos: v.l. Bündnis Therapieberufe an Hochschulen, Netzwerk BiG, SHV, AK Berufsgesetz (dbl e.V., dbs, dba, LD, HVG, BDSL), Bündnis Gesundheit
Der dbl setzt sich als die Interessenvertretung aller in der Logopädie Tätigen in unterschiedlichen Bündnissen für die Ziele von Logopäd*innen ein. Wir vertreten Angestellte, Selbständige, Tätige in der Praxis, der Klinik, einer Einrichtung, in der Lehre und Forschung. Auch vertreten wir Auszubildende und Studierende. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern entwickeln und gestalten wir die Zukunft der Logopädie. Und das tun wir natürlich nicht allein. Wir arbeiten eng mit anderen Verbänden und Institutionen in Bündnissen und Interessenkoalitionen zusammen, auch hinsichtlich der kommenden Bundestagswahl.
Hier haben wir für Sie die wichtigsten politischen Bündnisse, denen wir angehören, zusammengestellt. Auch fachlichen Bündnissen gehören wir an, die wir Ihnen im Zuge eines anderen Schwerpunktes genauer vorstellen.
Beginnen möchten wir mit zwei zentralen Bündnissen, in denen wir unsere wichtigen Kernziele verfolgen: Die Erneuerung des Berufsgesetzes und die seit Jahrzehnten geforderte Vollakademisierung.
Gemeinsam mit allen relevanten Institutionen und Vertreter*innen in der Logopädie/Sprachtherapie arbeiten wir im AK Berufsgesetz zusammen. 2016 wurde er von uns mitgegründet und ist seitdem gewachsen. Hier bereiten wir viele Themen für die Berufsgruppe und den Gesetzgeber gemeinsam vor, etwa die Ausgestaltung des neuen einheitlichen primärqualifizierend hochschulischen Berufsgesetzes für Logopädie/Sprachtherapie oder die Übergangsregelungen für Berufsangehörige, Ausbildungseinrichtungen oder Studierende:
Gemeinsam mit den Verbänden der Ergotherapie und Physiotherapie setzen wir uns interprofessionell für die Professionsentwicklung der Therapieberufe im Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen ein. 2019 wurde es von uns mitgegründet und arbeitet seitdem eng zusammen. Besonders ist hier, dass auch die Institutionen der Ausbildungseinrichtungen, Lehre und Wissenschaft mitarbeiten:
Auch hier liegt Vieles im Argen, sei es die Eingruppierung von uns Therapeut*innen, die Refinanzierung logopädischer Leistungen und auch der Nichteinbezug der therapeutischen und daher auch der logopädischen Expertise in die Weiterentwicklung der Leistungsgruppen des Krankhenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG). Gemeinsam mit Verbänden der Ergotherapie, Physiotherapie, Orthoptistik und Diätassistenz setzen wir uns im Netzwerk BiG für bessere stationäre Rahmenbedingungen ein:
Der Großteil der Berufsangehörigen der Logopädie arbeitet in der ambulanten Versorgung. Hier findet demzufolge auch der Großteil der Versorgung mit logopädischen Leistungen statt. Viele der Herausforderungen, die uns belasten, belasten auch andere Heilmittelerbringer*innen. Um unsere Kräfte und Expertise zu bündeln, sind wir 2023 Mitglied beim Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) e. V. geworden und setzen uns seitdem gemeinsam für die Verbesserung der ambulanten Versorgung ein. Besonders in den Fokus gesetzt haben wir u. a die Weiterentwicklung der Selbstverwaltung, die Einführung des Direktzugangs, den Abbau von Bürokratie und die Stärkung ambulanter Praxen durch bessere Arbeitsbedingungen und mehr Karrierewege in den Berufen:
Neben der Zusammenarbeit in den genannten Bündnissen, bringen wir uns in weiteren Vereinigungen zu übergreifenden Themen der Gesundheitsversorgung ein, wie z. B. bei der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG).
Die aktuelle Selbstverwaltung bildet die Gesellschaft und die Professionen von gestern ab. Daher muss sie – wie auch im Koalitionsvertrag der Ampelregierung gefordert, nur leider nicht umgesetzt – weiterentwickelt werden. Es ist weder zeitgemäß noch im Sinne der Versorgung, dass bei der Gestaltung der ambulanten Versorgung mit therapeutischen Leistungen die Expertise nicht oder erst spät im Rahmen der Anhörungsberechtigung einbezogen wird. Wir fordern daher – auch gemeinsam mit den Verbänden des SHV – die aktive Mitgestaltung und Stimmberechtigung im G-BA.
Gemeinsam mit 40 anderen Verbänden und koordiniert durch die Bundesärztekammer (BÄK) setzen wir uns für ein stabiles, solidarisches und patientengerechtes Gesundheitswesen ein und zeigen Reformperspektiven auf: BÄK – Gremien und Bündnisse
Selbst aktiv werden
Foto: mikhail-nilov – pexels.com
Damit politische Aktionen erfolgreich sind, müssen wir uns bündeln und an einem Strang ziehen. Gemeinsam möchten wir uns dafür einsetzen, dass unsere Forderungen gehört werden und den Weg in den Koalitionsvertrag schaffen. Wie ihr aktiv mitmachen könnt, haben wir euch in einer Ideensammlung zusammengefasst, die hier zum Download bereitsteht.
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