Sprechentwicklung
Für die Entwicklung des Sprechens ist die Mundmuskulatur, d.h. das Zusammenspiel der unterschiedlichen Muskeln und die Wahrnehmung ihres Zusammenspiels (taktil-kinästhetische Wahrnehmung) von besonderer Bedeutung.
Der Saug- und Schluckreflex, die Kaureaktionen und der Beißreflex regen die Mundmotorik des Säuglings an.
Während des Saugens eines Neugeborenen funktionieren Zungenspitze und Lippen bis zum 4. Monat als Einheit, erst danach kann das Baby den Mund aktiv schließen. Damit ist eine Voraussetzung für die Bildung von Lippenlauten wie /m/ oder /p/ gegeben.
Ab dem 6. Monat werden die Mundbewegungen dann immer gezielter.
Beim Saugen, Schlucken und Kauen führt ein Kind dieselben Bewegungen aus, die es auch für das Sprechen einsetzt. In dem Maße, wie das Kind die Koordination von Kiefer, Lippen, Zunge und Gaumensegel trainiert, wird es in der Lage sein, Bewegungen zur Bildung von Sprachlauten auszuführen.
Des Weiteren übt das Kind die Koordination von Atmung und Stimmgebung ein. Gleichzeitig lernt das Kind seine Sprechgeschwindigkeit anzupassen, wobei die Planung einer Äußerung, die Steuerung des Sprechablaufs und seiner Kontrolle Einfluss auf diese Entwicklung haben.
Das Kind studiert diese unterschiedlichen Vorgänge immer wieder ein. Dabei kann es zu Störungen im Ablauf kommen, d.h. zu Unflüssigkeiten während des Sprechens. Beispielsweise können Pausen während des Sprechens dadurch entstehen, dass das Kind das, was es zunächst sagen möchte, während des Sprechens verändert und erst einmal nachdenkt, was es denn sagen möchte. Dies kann aber auch dazu führen, dass Laute, Silben oder auch Wörter wiederholt werden. Solche "lockeren Unflüssigkeiten ohne Anstrengung" treten bei ca. 80% aller Kinder im Verlauf der Sprachentwicklung zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr auf.