Meldung
Vielfache Proteste gegen Verlängerung der Modellphase
Ablehnung auf allen Seiten
Seitdem das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) im Rahmen des Referentenentwurfs „Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz – GVWG)“ an beteiligte Verbände mit der Bitte um Stellungnahme gewandt hat, hagelt es Proteste gegen die in den Artikel 7 bis 9 verborgenen Verlängerungen der Modellklauseln. Dies betrifft alle drei Therapieberufe: die Ergotherapie, die Logopädie und die Physiotherapie.
Maria Klein-Schmeink, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Gesundheitspolitik (Bündnis 90/Die Grünen), kritisiert dazu in ihrer Pressemitteilung vom 5. November 2020, es sei ein Zurückfallen in alte Muster, erneut die längst überfällige Modernisierung der Berufsgesetze für Therapeutinnen und Therapeuten weiterhin aufzuschieben. Damit werde auch wichtige und wertvolle Zeit für eine bessere Organisation der Gesundheitsversorgung verspielt. Die Angehörigen der verschiedenen Therapieberufe „haben sich konstruktiv in die Debatte eingebracht und positioniert, jetzt brauchen sie eine klare Perspektive. Die Neuordnung der Berufsgesetze mit der Einführung regelhafter akademischer Ausbildungen muss auf der Tagesordnung bleiben“.
Prof. Dr. Heidi Höppner, seit 2012 im primärqualitativen Studiengang Physio- Ergotherapie an der Alice Salomon Hochschule Berlin tätig, fragt in ihrem Kommentar vom 9. November, was in Deutschland das Problem sei. Eine Verlängerung der Modellklauseln führe nur zu einem erheblichen Innovationsstau in der Gesundheitsbildung der Therapieberufe. Das BMG bremse mit dieser zweiten Verlängerung bewusst die Neu- und Weiterentwicklung aus. Im Vergleich dazu seien andere Länder, so beispielsweise die Schweiz und Österreich, konsequent den Weg in die hochschulische Ausbildung gegangen. Höppner fordert von der Politik, Verantwortung „für das Tun und Lassen (!)“ zu übernehmen, Die Hochschulen haben unter schwierigen Bedingungen die hochschulischen Ausbildungen implementiert und positive Evaluationsergebnisse erzielt.
In seiner Stellungnahme fordert der Fachbereichstag Therapiewissenschaften (FBTT), ein kollegiales Organ der akademischen Selbstverwaltung von (Studien-) Dekanen und Dekaninnen und Studiengangsleitungen, die hochschulische Ausbildung bis zum Ende der 2. Modellphase (Ende 2021) als regelhafte Ausbildung für alle Berufsangehörigen in die Berufsgesetzte der Ergotherapie, Logopädie/Sprachtherapie und Physiotherapie zu übernehmen. Darüber hinaus sei die veralteten Ausbildungs- und Prüfungsordnungen der Ergotherapie, Logopädie/Sprachtherapie und Physiotherapie zeitnah zu reformieren und die Vollakademisierung für die Therapieberufe in den nächsten Jahren umzusetzen.
Die Hochschule für Gesundheit in Bochum (hsg) bietet in allen drei Therapieberufen seit 2010 primärqualifizierende (Modell-)Studiengänge an. In der Positionierung fordert erneut die hsg nun, die hochschulische Ausbildung in den Regelbetrieb zu überführen und dies zügig umzusetzen (siehe hierzu die Meldung der hsg vom 12. November). Die Professorinnen und Professoren der Logopädie der hsg hatten ebenfalls die Stellungnahme der Professorinnen (siehe hierzu unsere Meldung vom 11. November 2020) zur geplanten Verlängerung der Modellklausel gezeichnet und die weitere Professionalisierung der Therapieberufe durch die hochschulische Ausbildung gefordert.
Azzisa Pula-Keuneke
(dbl-Referat Bildung)