Meldung
Aphasie-Reha: Vergütungs- und Versorgungsmodelle verbessern!
Anhörung des Petitionsausschusses zur ehem. Aphasiestation der Uniklinik Aachen
Am 19. März 2024 setzte sich Thomas Briese wieder einmal in den Zug nach Düsseldorf. Beim letzten Mal hatten wir uns im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) mit der Patientenbeauftragten der Landesregierung, Claudia Middendorf, zur Petitionsübergabe getroffen (wir berichteten).
Dieses Mal hatten wir einen Termin ein paar Meter weiter, im Landtag von NRW, zu einem Anhörungstermin des Petitionsausschusses. Denn auch hier hatten wir die Petition auf Anraten von Landtagsabgeordneten, Ministerium und auch von Frau Middendorf eingereicht, um auch diese Ebene der Demokratie miteinzubeziehen. Wir haben uns sehr gefreut, dass sowohl das MAGS als auch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) Vertreter*innen zu diesem Termin entsandt haben: Unter der Gesprächsleitung von Christina Osei (MdL, Bündnis 90/Die Grünen) und unter Begleitung des Landtagsmitarbeiters Björn Maßmann hatten wir die Gelegenheit, ausführlich mit Frau Dr. Richter (MKW) und Herrn El Sheikh (MAGS) in den Austausch zu gehen.
Thomas Briese schilderte zu Beginn noch einmal sehr eindrücklich und redegewandt seinen Weg vom fast völligen Verlust seiner Sprache zu Beginn seiner Erkrankung bis zum heutigen Tag. Er machte deutlich, welchen Einfluss auch seine Aufenthalte auf der Aphasiestation an der Wiedererlangung seiner Sprache hatten. Seine Gesprächspartner*innen zeigten sich äußerst beeindruckt.
Heike Marré schlug den Bogen von der dringend notwendigen Verbesserung der Versorgungssituation für Menschen mit einer Aphasie hin zu der Rolle, die die Logopädie in Lehre und Forschung dabei spielt.
Die Relevanz von evidenzbasierter logopädischer Intensivtherapie, aber vor allem auch deren unzureichende Umsetzung im Rahmen der Finanzierungsmöglichkeiten durch die verschiedenen Kostenträger (Krankenkassen bzw. Deutsche Rentenversicherung) wurde unter den verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Auch hier wurde noch einmal deutlich, was wir bereits auch mit Frau Middendorf diskutiert hatten: Die aktuell wirksamste Form der Aphasietherapie passt aus verschiedenen Gründen in keins der vorhandenen Systeme, die Zuständigkeiten für die Kostenübernahme sind aus Sicht der Leistungserbringenden nicht zufriedenstellend gelöst. In der direkten Folge bleiben die Menschen, die die Aphasietherapie dringend benötigen, unterversorgt.
Herr El Sheikh erklärte im Anschluss, dass das MAGS sich dem richterlichen Hinweis anschließe, die Aphasietherapie als Rehabilitationsleistung zu definieren und wies auch noch einmal auf die Autonomie der Krankenhäuser zur Ausgestaltung ihrer Leistungen hin. Nichtsdestotrotz habe das Ministerium Gespräche geführt, um Möglichkeiten zum Erhalt der Aphasiestation auszuloten. Auch wenn diese letztendlich nicht zu dem von uns gewünschten Erfolg geführt haben, bedankten wir uns stellvertretend bei ihm für den Einsatz verschiedener Abteilungen des Ministeriums.
Frau Dr. Richter schlug zunächst den Bogen von der Landes- zur Bundespolitik und gab allen Beteiligten einen Überblick über den aktuellen Stand der Akademisierung in den Gesundheitsfachberufen auf Grundlage des Pflegestudiumstärkungsgesetzes. Sie berichtete, dass mit Auslaufen der Modellklausel in NRW die Modellstudiengänge in Regelstudiengänge überführt würden.
Als für unsere Petition zuständige Landtagsabgeordnete fasste Frau Osei den Gesprächsverlauf noch einmal sehr wertschätzend zusammen und gemeinsam überlegten wir ein mögliches weiteres Vorgehen.
Ein Gutes hat der inzwischen breit geführte Diskurs über das „Schicksal“ der Aphasiestation: Menschen mit einer Aphasie und ihre Lebenssituation sind in den Fokus der Politik gerückt. Es ist deutlich geworden, dass Vergütungs- und Versorgungsmodelle deutlich verbessert werden müssen. Es ist gut, dass aktuell viele Gespräche über inhaltliche Konzepte und auskömmliche Finanzierung geführt werden – darüber wird sich die Aphasietherapie sowohl für die Patient*innen, aber auch für die Therapeut*innen weiterentwickeln.
Thomas Briese und ich werden auf Anregung aus dem Gespräch die Petition jetzt auch auf Bundesebene einreichen.
Unser besonderer Dank geht an dieser Stelle an Prof. Walter Huber, Dr. Cornelius Werner und Beate Schumann-Werner als ehemalige ärztliche bzw. logopädische Leitungen der Aphasiestation für die Gespräche, die wir in Vorbereitung dieses Termins geführt haben.
Heike Marré
dbl-Bundesvorstand, IV Bildung