Meldung
Therapieausbildung auf dem Prüfstand: Symposium der Hochschule Fresenius
Unter der Überschrift „Therapieausbildung auf dem Prüfstand“ hatte der diesjährige Masterstudiengang Therapiewissenschaft am 25. September2021 zu einem Symposium eingeladen. An der Hochschule Fresenius sind Projekte der Masterstudiengänge und die Vorstellung der Ergebnisse von Fragestellungen aus der Bildung und Berufspolitik zu einem festen Bestandteil des Studiengangs geworden. Das diesjährige Symposium, digital stattfindend, war das 13. seiner Art. Als Moderatorin führte Studiendekanin Prof. Sabine Hammer durch das Programm.
Die Studierenden wandten sich mit einem Fragebogen, dem persönliche Interviews vorausgegangen waren, an Berufstätige, Lehrende und Schüler*innen/Studierende, um deren Einschätzung und Meinung zu erfahren hinsichtlich der gesetzlich vorgegebenen Strukturen und Inhalte für Ausbildung und Studium und ob diese auch in dieser Zeit angemessen auf den Beruf vorbereiten. Die Berufsgesetze aus der Logopädie, Ergo- und Physiotherapie sind mittlerweile in die Jahre gekommen; das Gesetz über den Beruf des Logopäden (LogopG) zählt nun schon 41 Jahre. Verwunderlich somit nicht, dass Ausbildungsinhalte zum Teil als veraltet eingestuft wurden und deutlich wurde, dass eine Aktualisierung wichtig ist. Eine Aktualisierung, die auch auf die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten abzielt und das Spektrum der Patientenversorgung umreißt, um mehr auf die wachenden beruflichen Anforderungen vorzubereiten. Letzterer Punkt wurde auch verdeutlicht durch Befragte, die ihre Ängste zum Ausdruck brachten, die mit dem Berufseinstieg einhergehen.
Als zusammenfassendes Ergebnis zeigte sich, dass es Wünsche nach mehr Praxis während der Ausbildung gibt, ebenso – etwas überraschend- nach mehr Informationen zur Berufspolitik und den gesetzlichen Bestimmungen (Zulassung, Selbständigkeit, GKV als Beispiel), wissenschaftliches Arbeiten ausgeweitet werden und die Ausbildungsdauer mehr als drei Jahre umfassen solle.
In der sich anschließenden Podiumsdiskussion, an der für den dbl Vizepräsidentin Antje Krüger teilnahm, Vera Wanetschka für den BDSL, Uwe Eisner als stellvertretender Vorsitzender ZVK/Physio Deutschlands und Prof. Christian Grünberg von der Hochschule für Gesundheit Bochum herrschte ausnahmslos Konsens darüber, dass die Überarbeitung der Berufsgesetze dringend anstünde, wobei das Gesetzgebungsverfahren für die Physiotherapie mit dem Konsultationsverfahren und einer ersten Anhörung im September, begonnen hat. Praktische Ausbildung mit der hochschulischen Ausbildung zu verbinden war ebenfalls Konsens, zumal die Modellstudiengänge, die derzeit bestehen, grundsätzlich das gleiche Kontingent an praktischen Stunden umsetzen müssen wie die Berufsfachschulen. Als wichtigen Aspekt betonte Grünberg, dass die Umsetzung digitaler Methoden für alle drei Therapieberufe für die Zukunft eine große Rolle spiele und weiterentwickelt und umgesetzt werden müsse. Es dürfe nicht dazu kommen, dass andere technische Berufe sich diesem Feld annehmen, und - worst case – in der Zukunft eine digitale Versorgung ohne Therapeutinnen und Therapeuten geplant würde. Die Wichtigkeit und die Wertigkeit der Arbeit an und mit Patientinnen und Patienten durch die Therapieberufe müsse unbedingt verdeutlicht werden.
Azzisa Pula-Keuneke (dbl-Referat)