Meldung
SAGE-Wissenschaftler: Stellungnahme zur Corona-Pandemie und ihren Folgen
„Gesundheitsberufe als zentralen Teil des Gesundheitssystems anerkennen“
Was sind die Folgen der Corona-Pandemie? Interdisziplinär forschende Wissenschaftler/innen im SAGE-Verbund an der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) sehen sich in der Verantwortung, die aktuell entstandenen Zielkonflikte aufzuzeigen und Lösungsansätze dafür zu entwickeln. In ihrer nun veröffentlichten „Stellungnahme zur Corona-Pandemie und ihren Folgen“ treten sie ein für „ein stärkeres Zusammenwirken von Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft sowie für die konsequente Berücksichtigung sozial-, gesundheits- und bildungswissenschaftlicher Perspektiven. In der Zeit während und nach der Corona-Pandemie müssten neben der Bewältigung der Krise auch Gesundheit, Bildungsgerechtigkeit, soziale Infrastruktur und Chancengleichheit der gesamten Bevölkerung in den Blick genommen werden, um gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse und soziale Spaltungen nicht zu verstärken.
Sie fordern, Care-Arbeit aufzuwerten und Gesundheitsfachberufe als zentralen Teil des Gesundheitssystems anzuerkennen. In ihrer Stellungnahme positionieren sich die SAGE-Wissenschaftler/innen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie auch explizit zur Rolle der Gesundheitsberufe:
„Gesundheitsfachberufe und Soziale Arbeit als zentrale Teile des Gesundheitssystems während und nach der Pandemie anerkennen
Das Gesundheitswesen steht derzeit mit der stationären und ambulanten ärztlichen Versorgung und der Pflege im Fokus. Dabei leisten weitere Gesundheitsfachberufe und Sozialarbeiter_innen als zentrale Teile des Gesundheitswesens ebenfalls systemrelevante Beiträge zur Gesundheitsförderung, Prävention, Kuration, Rehabilitation, Teilhabe und Palliativversorgung. Sie beraten, begleiten, lotsen und stabilisieren Menschen in Krisen sowie dauerhaften herausfordernden Lebenslagen. So leisten sie einen wichtigen Beitrag im Umgang mit veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen, der auch für die Bewältigung der physischen und psychischen Herausforderungen in Zeiten eines Lockdowns relevant ist.
Ambulante Heilmittelpraxen sind auf Grund ihrer Systemrelevanz weiter geöffnet und tragen nicht nur zur Reduktion von Krankenhausaufenthalten bei, sondern sind ein wesentlicher Bestandteil der Versorgung von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen – auch in der Rehabilitation von Beatmungspatient_innen. Gleichzeitig wird bspw. Therapeut_innen der Zutritt zu Wohneinrichtungen für Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Co-vid-19-Verlauf verwehrt, wodurch Therapieerfolge verloren gehen.
(…)
Mit Blick auf die Zukunft müssen Gesundheitsfachberufe und Sozialarbeiter_innen in digitale Netzwerke eingebunden und digital gestützte Angebote ermöglicht werden. Insbesondere im ländlichen Raum braucht es kreative Lösungen, um auch langfristig regionalen Fachkräfteengpässen zu begegnen. Ohne die Leistungen der Gesundheitsfachberufe und der Sozialen Arbeit drohen bedeutende Säulen des Gesundheitssystems und der Teilhabeförderung wegzubrechen.“
Sämtliche Forderungen der SAGE-Wissenschaftler/innen können Sie in der Stellungnahme hier nachlesen.
Das Positionspapier kann per E-Mail an corona(at)ash-berlin.eu unter Angabe von Name, Vorname, Position, Institution und Ort unterstützt werden. Für SAGE-Wissenschaftler/innen besteht darüber hinaus die Möglichkeit, die Stellungnahme per E-Mail an corona(at)ash-berlin.eu unter Angabe von Name, Vorname, Position, Institution und Ort mitzuzeichnen.
Seit 2009 steht die Abkürzung SAGE für die Fächerkombination Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung und Bildung an einigen Hochschulen und vielen Fachbereichen Deutschlands. SAGE bildet somit für den sozialen und Gesundheits-Bereich das Pendant zu den MINT-Fächern (für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Ziel der mit SAGE verbundenen Hochschulen ist es, die gesellschaftliche Bedeutung der Berufe aus dem sozialen, dem pädagogischen und Gesundheitsbereich stärker herauszustellen. 2019 gründete die Alice Salomon Hochschule (ASH) gemeinsam mit der Gemeinsam mit der Evangelischen Hochschule Berlin und der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin hat die ASH Berlin einen SAGE-Verbund für Berlin.