Meldung
Referentenentwurf zur Reform der Berufe in der Physiotherapie
Aufruf des ‚Bündnis Therapieberufe‘ an den Gesetzgeber
Seit Ende Dezember liegt die erste Fassung eines Referentenentwurfs für die Berufsgesetznovellierung der Berufe in der Physiotherapie vor, der jedoch nicht veröffentlicht wurde. Vor diesem Hintergrund trafen sich die Mitglieder des Bündnisses Therapieberufe an der HAWK in Hildesheim am 11. März 2024 zum Austausch und zu einer Auswertung dieser Entwurfsfassung.
Teilakademisierung für die Physiotherapie?
Deutlich wird, dass eine Teilakademisierung für die Physiotherapie angedacht ist. Und diese ginge einher mit unterschiedlichen Kompetenzzuschreibungen. Kompetenzen für eine eigenverantwortliche Steuerung, Planung und Gestaltung der Therapie inklusive physiotherapeutischer Diagnostik werden als Studienziel formuliert. Wenngleich der Direktzugang in dieser Entwurfsfassung nicht klar formuliert ist, könnten diese Studienziele jedoch darauf hinauslaufen, Hochschulabsolvent*innen den Direktzugang auf Dauer zuzuschreiben. Und damit zu einer noch deutlicheren Trennung zwischen der berufsfachschulischen und der hochschulischen Ausbildung und den damit verbunden unterschiedlichen Kompetenzzuschreibungen beitragen. Diese Zweiteilung der Berufsgruppe entspricht in keiner Form der Zielsetzung des Bündnisses, das sich 2022 und 2023 mit Kampagnen für die Vollakademisierung der drei Therapieberufe nachdrücklich eingesetzt hat und diese nachhaltig forderte. Hinzu kommt, dass der Referentenentwurf keine Auskunft darüber gibt, für welchen Zeitraum ein Nebeneinander berufsfachschulischer und hochschulischer Ausbildung gedacht ist.
Dieses Nebeneinander ist keine Lösung und kann nicht als Dauerzustand erhalten bleiben. Betrachtet man den derzeitigen Fachkräftemangel in den drei Therapieberufen, zeigt sich deutlich, dass die seit Jahrzehnten bestehende berufsfachschulische Ausbildung diesen nicht verhindern konnte.
‚Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen‘ richtet Aufruf an den Gesetzgeber
Der Workshop endete mit einem Aufruf der Bündnispartner*innen:
„Das Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen ruft den Gesetzgeber auf, an geeigneter Stelle im Gesetzentwurf die Perspektive einer zukünftigen Vollakademisierung deutlich zu machen und die Durchführung von Begleitforschung zu den Auswirkungen des Gesetzes und einer Evaluation des Akademisierungsprozesses in zehn Jahren festzulegen. Auch der Wissenschaftsrat hält diesen Zeitpunkt für eine Neubefassung mit dem Thema für adäquat.“
Das Bündnis Therapieberufe hat sich 2019 gegründet und setzt sich für die Vollakademisierung der drei Therapieberufe Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie ein. Ihm gehören Vertreter*innen der Berufsverbände der drei Berufsgruppen sowie schulische und hochschulische Verbünde an.