Meldung
„Neurologische Rehabilitation bei Koma und schwerer Bewusstseinsstörung im Erwachsenenalter“
S3-Leitlinie veröffentlicht
Schwere Bewusstseinsstörungen (engl.: Disorders of Consciousness, DoC) treten häufig als Folge einer schweren akuten Hirnschädigung wie z. B. durch ein Schädel-Hirntrauma auf. Bislang gab es weder international noch im deutschsprachigen Raum eine evidenzbasierte Leitlinie für therapeutische Maßnahmen, die zu einer Verbesserung des Bewusstseinszustandes führen können. Dies ist umso erstaunlicher, als Patient*innen mit DoC einen relevanten Anteil auf den neurologischen und neurochirurgischen Intensivstationen, insbesondere im Bereich der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation (NNFR) und im weiteren Verlauf in Pflegeeinrichtungen und Phase-F-Einrichtungen, ausmachen (vgl. Leitlinie (LL), S. 7).
Die S3-Leitlinie „Neurologische Rehabilitation bei Koma und schwerer Bewusstseinsstörung im Erwachsenenalter“ der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e. V. (DGNR) schließt nun diese Lücke. Die Leitlinie entstand über einen Zeitraum von vier Jahren unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Bender:
„Patient*innen mit DoC gehören zu der klinisch am schwersten betroffenen Gruppe neurologischer und neurochirurgischer Patienten und sind aufgrund der fehlenden Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit sehr vulnerabel. Wir sahen es daher als notwendig und zielführend zur Optimierung der Versorgungssituation dieser vulnerablen Gruppe an, für die deutschsprachigen Länder eine S3-Leitlinie für die neurologische Rehabilitation von DoC-Patient*innen zu erarbeiten und zu implementieren.“ (LL, S. 8)
Die Langfassung der Leitlinie kann nebst Leitlinienreport und Evidenzbericht im AWMF-Leitlinien-Register heruntergeladen werden. Da es sich um eine so genannte „Living Guideline“ handelt, ist eine jährliche Aktualisierung (Ziel: September 2023) geplant.
Für den dbl war Dr. Ilona Rubi-Fessen (Foto) von Anfang an an der Entstehung dieser Leitlinie beteiligt und brachte ihre Expertise sowie ihre langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet in die Arbeit des LL-Gremiums ein.
Dr. Ilona Rubi-Fessen (Foto: privat)
Ihrem großen Engagement ist zu verdanken, dass die Wichtigkeit therapeutischer (und damit auch logopädischer) Interventionen bei DoC trotz noch fehlender Evidenz für die Wirksamkeit logopädischer Therapie bei dieser Patientengruppe in der Leitlinie verankert werden konnte. Im Namen des dbl-Bundesvorstandes und stellvertretend für alle Berufsangehörigen danke ich Frau Dr. Rubi-Fessen für diese großartige Leistung!
Sonja Utikal (dbl-Referat Logopädie, dbl-Leitliniensekretariat)