Meldung
Neue S3-Leitlinie zur Therapie bei Sprachentwicklungsstörungen
Aktueller Wissensstand zur Evidenzlage
Seit dem 21. Dezember 2022 ist die S3-Leitlinie „Therapie von Sprachentwicklungsstörungen“ im Leitlinienregister der AWMF veröffentlicht und steht hier nebst Evidenzbericht und Leitlinienreport zum kostenfreien Download zur Verfügung (zusätzlich finden Sie den Link auch auf forum:logopädie online).
Wie bei allen S3-Leitlinien handelt es sich um eine den höchsten Qualitätsstandards entsprechende evidenz- und konsensbasierte Leitlinie. Sie entstand unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) unter der Koordination von Prof. Dr. med. Katrin Neumann über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahren. Während dieser Zeit bewältigte das interprofessionelle Konsortium die Herausforderungen eines methodischen Upgrades im laufenden Prozess, personeller Wechsel aufgrund der langen Entwicklungsphase und zuletzt auch der Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der DELPHI-Studie zur Definition und Terminologie von Sprachentwicklungsstörungen.
Warum Sie diese Leitlinie unbedingt lesen sollten
„Ziel dieser Leitlinie ist es, klare, empirisch begründete Handlungsanweisungen für effektive Sprachtherapien in Deutschland zu geben, für deren Wirksamkeit eine ausreichende Evidenz vorliegt“ (Leitlinienreport, S. 7).
Annette Fox-Boyer PhD MSc, die ihre logopädische Expertise in dieser Leitlinie zum Kapitel Aussprachestörungen für den dbl eingebracht hat, konkretisiert dies wie folgt:
„Die Leitlinie beschreibt aus meiner Sicht, aber vor allem natürlich aus der Sicht vieler Expert/innen, den aktuellen Wissensstand zur Evidenzlage bei Sprachentwicklungsstörungen im deutschsprachigen Raum. Sie ist insbesondere im Hinblick auf die Kapitel „Late Talker“ und „Aussprachestörungen“ ein Meilenstein. Erstmalig wird die Erkennung und Behandlung von Late Talkers von allen Verbänden gemeinsam festgeschrieben. Des Weiteren wird erstmalig anerkannt, dass sich Aussprachestörungen nicht unter der Kategorie „Artikulationsstörung“ der ICD-10 als homogene Gruppe abhandeln lassen, sondern dass vielfältige Formen existieren, die z.T. den Sprachentwicklungsstörungen zuzuordnen sind und verschiedene störungsspezifische Interventionsansätze benötigen.“
Für ihr großes ehrenamtliches Engagement, ihren Fleiß, ihre Beständigkeit und interprofessionelle Diskursbereitschaft sowie für ihre fachliche Expertise und Durchsetzungskraft bedanken wir uns nachdrücklich bei Dietlinde Schrey-Dern (Foto), die von 2017 bis 2021 am Kapitel der Therapie im Bereich Grammatik mitarbeitete und bei Annette Fox-Boyer (Foto) für die umfängliche Arbeit am Kapitel Aussprachestörungen!
Foto links: Annette Fox-Boyer (Foto: Universität zu Lübeck, Studiengang Ergotherapie/Logopädie),
Foto rechts: Dietlinde Schrey-Dern (Foto: dbl/J. Tepass)
Für jede Logopädin und jeden Logopäden ist diese Leitlinie zur Sicherung einer qualitativ hochwertigen und effektiven Versorgung von Patientinnen und Patienten von herausragender Bedeutung – aufgrund der wissenschaftlichen Nachweise spezifischer Effekte bestimmter Therapiemethoden bei SES und der Empfehlungen für das klinische Handeln.
Sonja Utikal (dbl-Referat Logopädie, dbl-Leitliniensekretariat)