Meldung
Nachruf auf Prof. Dr. phil. Manfred Grohnfeldt
1948 – 2023
Mit Professor Grohnfeldt verliert die deutsche Sprachheilpädagogik einen ihrer profiliertesten Vertreter in Lehre und Forschung. Gleichzeitig verbinde ich persönlich mit Manfred Grohnfeldt eine Persönlichkeit, die sich für das Miteinander der unterschiedlichen Berufsgruppen im Bereich Logopädie/Sprachtherapie engagiert hat und dem die Zusammenarbeit stets am Herzen lag.
Nach dem Studium der Pädagogik in Bremen spezialisierte sich M. Grohnfeldt im Bereich der Gehörlosen-, Schwerhörigen- und Sprachheilpädagogik, promovierte im Bereich Sonderpädagogik an der Universität Hamburg und habilitierte 1977 im Bereich Sprachbehindertenpädagogik an der Universität Tübingen. 1987 folgte er dem Ruf der Universität Köln. Als Direktor des Seminars für Sprachbehindertenpädagogik gründete er die Forschungsstelle für Sprachtherapie und Rehabilitation und hat damit einen ersten Grundstein für die Ausbildung von akademischen Sprachtherapeuten gelegt. Mit dem Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität München konnte er seine Vorstellungen von Therapieausbildung an der Hochschule im Rahmen des Bachelor- und Masterstudiengangs Sprachtherapie umsetzen.
Neben seinem Engagement als Hochschullehrer hat sich M. Grohnfeldt in der Logopädie/Sprachtherapie in zahlreichen Publikationen als ausgewiesener Experte der Geschichte und der Professionalisierung des Berufsfeldes einen Namen gemacht. Sein Beitrag in Forum Logopädie (Heft 5, 2013) „100 Jahre Logopädie - Die Logopädie im Kontext der sprachtherapeutischen Berufe in Deutschland“ war nicht unumstritten, weil er sich als Sprachheilpädagoge zur Geschichte der Logopädie in Deutschland äusserte. Allerdings hat er schon früh Logopäd*innen wie z.B. Monika Rausch oder mich um ihre fachliche Expertise gebeten, wenn es darum ging, die Logopädie fachlich angemessen darzustellen. Die Zusammenarbeit mit ihm war von Wertschätzung und Sachlichkeit geprägt, geradezu wohltuend im Vergleich zu manch anderen Professoren seines Fachbereichs.
Persönlich habe ich Manfred Grohnfeldt sehr geschätzt, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich ihn von einer so ganz anderen Seite habe kennenlernen dürfen. Er war begeisterter Tänzer und hat seine Leidenschaft für das Tanzen zusammen mit seiner Frau gepflegt. Beim Tanzen verwandelte sich der sonst eher sachlich und nüchtern wirkende Manfred Grohnfeldt in einen Menschen, der mit Leichtigkeit und Freude über das Tanzparkett schwebte.
Dietlinde Schrey-Dern