Meldung
„Live aus Dresden“
Zwischenbericht von der Jahrestagung der DGNR e.V. und DGNKN e.V.
Die 9. Gemeinsame Jahrestagung der DGNR e.V. (Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation e. V.) und DGNKN e.V. (Deutsche Gesellschaft für Neurotraumatologie und Klinische Neurorehabilitation e. V) findet am Wochenende vom 8. bis 10. Dezember 2022 in Dresden unter dem Thema „Höher, schneller, weiter?!“ statt. Die Tagungsleitung haben Jan Mehrholz und Marcus Pohl.
Traditionell verantwortet die Interessenvertretung Bildung des Bundesvorstandes einen Vortragsblock für den dbl. In diesem Jahr, das ja auch berufspolitisch sehr unter dem Thema „Vollakademisierung“ steht, war es mir besonders wichtig, aufzuzeigen, warum die Logopädie an die Hochschulen gehört – eigenständige logopädische Forschung ist essentiell für eine gute Patientenversorgung! Auf dem Weg zu einer eigenständigen akademischen Disziplin ist es wichtig, komplementäre Forschungsdesigns einzusetzen, d.h. neben quantitativen auch qualitative Methoden in Betracht zu ziehen. Die evidenzbasierte Praxis baut dabei auf drei Bereichen auf: Neben der Externen Evidenz und der Klinischen Expertise ist auch die Patientenperspektive mit den individuellen Erwartungen und Präferenzen gerade auch im Bereich der Parkinson-Therapie ein wichtiger Baustein für die Therapieplanung und den Therapieerfolg.
Diese Perspektive haben zwei unserer Studierenden in ihren Abschlussarbeiten genauer untersucht und auf dem Kongress vorgetragen.
Hannah Vogler (Würzburg) referierte am ersten Kongresstag aus ihrer Bachelorarbeit zu den „Einflussfaktoren (nach ICF) auf das häusliche Üben bei Dysphagie im Rahmen des idiopathischen Parkinsonsyndroms (IPS)“. Diese Fragestellung entwickelte sich aus dem klinischen Kontext und in der direkten Gegenüberstellung konnte sie in einem selbstentwickelten Fragebogen die Realität und die Wünsche der Patientinnen und Patienten gegenüberstellen. Interessanterweise kam hier der Wunsch nach einer App auf – einem Thema, dem sich Madeleine Gausepohl (Lübeck, jetzt Bad Segeberg) in ihrer Masterarbeit ebenfalls widmete. Diese trägt den Titel: „Anforderungsanalyse für die Entwicklung eines soziotechnischen Systems für die Unterstützung der Dysphagietherapie bei Morbus Parkinson“. Sie hat neben den Patienten u.a. auch Therapeutinnen und Therapeuten in Interviews dazu befragt. Im Anschluss wurden zur Qualitätssicherung die daraus entwickelten Szenarien wiederum von Logopädinnen und Logppäden evaluiert.
Zwei sehr spannende Vorträge auf hohem Niveau, die zeigen, wie lohnenswert logopädische Forschung ist - besonders, wenn sie dann auch den Weg zurück in die Praxis findet und dabei innovative Konzepte, zum Beispiel im Bereich der Digitalisierung, aufgreift und weiterentwickelt.
Wie breit aufgestellt die logopädische Arbeit mit Menschen mit einer Parkinsonerkrankung ist, zeigte im Anschluss auch Juliane Klann (Heidelberg), die die Arbeit der Parkinsonnetzwerke vorstellte. Die interprofessionelle Vernetzung, wiederum natürlich unter Einbezug der Patientinnen und Patienten „in der Mitte des Geschehens“, führt - das zeigen auch internationale Beispiele - durch eine bessere Versorgungsqualität zu einer Erhöhung der Lebensqualität.
Im Bereich Neurorehabilitation ist ein starkes Interesse an interprofessioneller Zusammenarbeit – dies wird auch in den Diskussionen nach den einzelnen Vorträgen immer wieder deutlich. Für die Logopädie sind neben uns noch andere engagierte Kolleginnen dabei – ein starkes Zeichen auch für unseren Beruf!
Heike Marré
Interessenvertretung Bildung im dbl-Bundesvorstand