Meldung
Krisen und Chancen
Was verbindet Tschernobyl, Corona und die Logopädie?
Am 26. April 1986 kam es im Reaktor-Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat zu einer Explosion, in deren Folge viele Länder in Europa mehr oder weniger stark radioaktiv kontaminiert wurden. Knapp zwei Wochen danach fand in Berchtesgaden die ZVL-Jahresfortbildungstagung statt, wie der dbl-Kongress damals genannt wurde. Hier hielt Evemarie Haupt einen Vortrag zur Stimmtherapie, in dem sie „das Thema in einen großen Zusammenhang“ stellte. Denn der GAU von Tschernobyl führte weltweit zu existenziellen Ängsten gegenüber der Nukleartechnik, aber auch zu einem Innehalten. Zu einer Reflexion über die Frage, was sich ändern muss, wenn die Menschheit zukünftig überleben möchte.
Dieses Innehalten, der „Stopp“, vergleicht die studierte Sängerin, Logopädin und Stimmdozentin Evemarie Haupt mit der Erfahrung von Stimmpatienten, die „durch eine entsprechende Störung“ ebenfalls erleben, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Dies wiederum entspricht auch den Erfahrungen, die wir heute mit der Corona-Pandemie machen. Sie prägen – wie vor 34 Jahren der Reaktorunfall in der Ukraine – das kollektive Bewusstsein von Menschen auf der ganzen Welt. Auch sie zeigen uns: So wie bisher kann und wird es nicht weitergehen.
Dass diese Erkenntnis kein Schlusspunkt ist, sondern vielmehr auch die Chance für neue Wege beinhaltet, das können wir - wie im Vortrag aus 1986 deutlich wird - von der Logopädie lernen. Deshalb stellen wir Ihnen diesen hier gerne noch einmal zur Verfügung – zum (Nach)lesen und Innehalten.
Vortrag: „Integration von tonusregulierenden Maßnahmen in der Stimmtherapie.“ (Berchtesgaden, 1986)