Meldung
Eckpunktepapier „Gesamtkonzeption Gesundheitsfachberufe“
dbl reagiert auf Verdi-Positionspapier
Am 27. April 2020 veröffentlichte Verdi sein Positionspapier zu dem im März 2020 herausgegebenen Eckpunktepapier der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft „Gesamtkonzeption Gesundheitsfachberufe“ unter der Überschrift „Ausbildungen attraktiver gestalten“ (siehe hierzu unsere Meldung vom 7. Juli 2020)
Darauf reagierte der dbl nun mit einer eigenen Stellungnahme. Ebenso wie zuvor im Offenen Brief des Arbeitskreises Berufsgesetz würdigte der dbl, dass Verdi für die Gesundheitsfachberufe im Rahmen der Kompetenzerweiterung als Ausbildungsziel die „fachspezifische Ausübung der Heilkunde“ formuliert. Einhergehend damit fordert Verdi die Erprobung des Direktzugangs und spricht sich gegen eine Teilakademisierung aus, auch dies entspricht den Forderungen des dbl. Bezüglich der akademischen Erstausbildung sieht Verdi die Versorgungspraxis und die Anforderungen des Arbeitsmarktes als maßgeblich an. Aus Sicht des dbl nimmt Verdi damit deutlich Bezug auf die 2015 veröffentlichten Evaluationsberichte der Modellstudiengänge und deren positiven Ergebnisse und orientiert sich damit hinsichtlich der Akademisierung eindeutig an der Weiterentwicklung der Fachexpertisen.
Die Bedenken von Verdi, hochschulisch ausgebildete Absolventinnen und Absolventen aus den Therapieberufen würden nicht in der Patientenversorgung tätig werden, entsprechen nicht der Realität. Es handelt sich hierbei eher um ein von der Wirklichkeit überholtes Vorurteil. 2019 wurden zwei Studien veröffentlicht, die aufzeigen, dass der überwiegende Teil der Bachelorabsolventinnen und -absolventen in ihrem Berufsfeld praktisch tätig sind und so die Versorgung sichern (VAMOS-Studie 2019, siehe hierzu unsere Meldung vom 11. November 2019 sowie die Absolventenbefragung der HVG, 2019.
Auch ein Blick in die Medizin zeigt deutlich, dass die seit vielen Jahren hochschulisch ausgebildeten Berufsangehörigen (natürlich) in der direkten Patientenversorgung tätig sind.
Der Wunsch Verdis, die Ausbildungen in den Gesundheitsfachberufen in die Berufsbildung aufzunehmen, ist ein „altes“ Anliegen, dem der dbl entschieden entgegentritt. Eine Zementierung der berufsfachschulischen Ausbildung als Teil der betrieblichen Ausbildung wäre ein Rückschritt, der nicht hinnehmbar ist. In diesem Sinne hat der Bundesgesetzgeber in dem Referentenentwurf „Gesetz über die Berufe in der medizinischen Technologie (MT-Berufe-Gesetz –MTBG)“, der Anfang August veröffentlicht wurde, auch deutlich in § 7 aufgenommen, dass das Berufsbildungsgesetz keine Anwendung findet; dies ist ein Novum für die verschiedenen Berufsgesetze der Gesundheitsfachberufe.
In seiner Stellungnahme fordert der dbl gegenüber Verdi, die hochschulische Ausbildung für die Logopädie als Regelausbildung zu unterstützen, entsprechend der von Verdi geäußerten Forderung, die Heilmittelberufe für die Patientenversorgung von heute und die der Zukunft vorzubereiten und zu sichern. Das Potenzial Berufsinteressierter und Absolventinnen und Absolventen zu nutzen, gewinnt dabei auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der Berufsflucht zunehmend an Bedeutung. Die hochschulische Ausbildung, europaweit ein Standard, ermöglicht die Wege, in den unterschiedlichen Berufsfeldern der Logopädie tätig zu sein und entsprechend Forschung und Wissenschaft aus den eigenen Reihen weiterzuentwickeln.
Die vollständige Stellungnahme des dbl können Sie hier nachlesen.
Azzisa Pula-Keuneke (dbl-Referat Bildung)