Meldung
dbl im Gespräch mit bayerischer Gesundheitsministerin
Akademisierung, Direktzugang und Fachkräftemangel – wie hängt das zusammen?
Der Fachkräftemangel in der Logopädie ist groß. Wenn es eine Chance geben soll, dieses Problem zu lindern, dann muss das Chaos in der Logopädieausbildung beendet werden, denn so werden an dieser Ausbildung interessierte junge Menschen verwirrt und abschreckt. Hier kommt Bayern eine ganz besondere Bedeutung zu, denn zwei von acht Modellstudiengängen für Logopädie werden in Bayern angeboten: Einer an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg und einer an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Was ist die derzeitige Situation?
Durch das Pflegestudiumstärkungsgesetz (12/23) hat der Gesetzgeber (Bundesministerium für Gesundheit - BMG) die Verantwortung der Modellstudiengänge an die einzelnen Länder abgegeben.
In dem Gesetzestext ist festgelegt, dass ab dem 1. Januar 2025 die Länder bestimmen können, dass die Ausbildung zur Logopädin/zum Logopäden an Hochschulen durchgeführt wird. Sie legen Ziele, Dauer, Art und allgemeine Vorgaben zur Ausgestaltung der Studiengänge sowie die Bedingungen für die Teilnahme fest. Abweichungen von der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Logopäden sind nur zulässig, soweit sie den theoretischen und praktischen Unterricht nach § 1 Absatz 1 in Verbindung mit der Anlage 1 der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Logopäden betreffen. Der Studiengang kann modularisiert und kompetenzorientiert ausgestaltet werden.
Das bedeutet, dass es ab dem 1. Januar 2025 keine Modellstudiengänge mehr gibt und die Länder angehalten sind, die bestehenden Modellstudiengänge in „normale" Studiengänge unter der Berücksichtigung des noch geltenden (alten) Berufsgesetztes zu überführen. Wie die Länder die Studiengänge finanziell ausstatten werden, ist die Entscheidung der einzelnen Länder.
Momentan bereiten sich diejenigen Länder, die Modellstudiengänge anbieten, auf diese Veränderung vor, indem sie Gesetze und Rechtsverordnungen erlassen, um die an sie übergebenen Studiengänge zu regeln.
Dass die Studiengänge Ende 2024 ihren Modellstatus ablegen, ist nach 13 Jahren des Hinhaltens eine gute Nachricht. Ab Januar 2025 wird es den Ländern ermöglicht, zu bestimmen, dass die Modellstudiengänge als reguläre Studiengänge weitergeführt werden. Da allerdings erst ab 2026 mit der Verabschiedung eines neuen Berufsgesetzes durch das BMG zu rechnen ist, besteht nun die Gefahr, dass die Studiengänge nicht wie geplant in den Regelbetrieb übergeführt, sondern im schlimmsten Fall gar nicht weitergeführt werden. Der Freistaat Bayern hat sich dazu entschlossen, die Fortführung der bisherigen Modellstudiengänge zu ermöglichen.
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach möchte Versorgung mit Logopädie verbessern
Am 17. Juni 2024 kam Bayerns Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, nach Alzenau (Landkreis Aschaffenburg) zu einem Austausch mit Sabine Weyers, der Studiengangskoordinatorin des Studiengangs Logopädie an der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied im Arbeitskreis Berufsgesetz, Antje Krüger, dbl-Vizepräsidentin, sowie Stephan Olbrich, der als Betreiber einer großen Praxis für Logopädie die Ausführungen seiner Kolleginnen mit praktischen Beispielen untermauerte.
Die Staatsministerin zeigte großes Interesse an den Argumenten für die Akademisierung, fragte interessiert nach und ließ sich die problematische Situation der bayerischen Studiengänge für Logopädie genau beschreiben. Gerlach betonte: „Wir werden gemeinsam mit dem Kultus- und dem Wissenschaftsministerium eine zukunftsorientierte Lösung erarbeiten, die insbesondere auch die Möglichkeiten zur Ausräumung der bestehenden Probleme in den Blick nimmt. Es muss eine attraktive und am tatsächlichen Versorgungsbedarf orientierte Ausbildung geschaffen werden, um dem Fachkräftemangel in diesem wichtigen Berufsfeld entgegenzuwirken.“
Geht Bayern mit gutem Beispiel voran?
Wir dbl-Vertreter*innen nehmen aus dem Gespräch die Hoffnung mit, dass Bayern in puncto universitäre Ausbildung von Logopäden und Logopädinnen eine bundesweite Vorreiterrolle einnimmt.
Des Weiteren vermittelten wir der Staatsministerin auf Grundlage unseres Visionspapiers zum Direktzugang für Logopäd*innen, dass wir uns davon eine effizientere Versorgung und Entbürokratisierung erwarten, wie auch eine Aufwertung des Berufs, was dessen Attraktivität steigern würde und mehr Menschen dafür begeistern könnte.
Das Gespräch mit Staatsministerin Judith Gerlach verlief in einer sehr angenehmen Atmosphäre. Wir konnten unsere Forderungen gut vortragen sowie wichtige Informationen vermitteln. Besonders wertvoll war, dass durch Stephan Olbrich als Praxisinhaber einer ambulante Praxis und Frühförderstelle und durch Sabine Weyers die universitäre Logopädieausbildung dargestellt werden konnte, so war die Verbindung von Versorgung und Ausbildung für die Argumentation besonders eindrücklich.