Meldung
Bricht die logopädische Versorgung in Niedersachsen zusammen?
In Niedersachsen droht aktuell das Aus für logopädische Therapien in den Praxen oder im Hausbesuch. Denn mit dem Inkrafttreten der neuen niedersächsischen Corona-Schutzverordnung wird ein negativer Corona-Test der Patienten ab sofort bei jedem einzelnen Praxisbesuch verlangt. Diese in § 10 Abs. 1c verankerte Testpflicht erhöht damit nicht nur trotz rückläufiger Infektionszahlen und Lockerungen in anderen Bereichen die Hürden für die logopädische Versorgung im direkten Kontakt, sondern fußt zudem auf einer falschen Annahmen über die aktuellen Hygiene-Schutzstandards in diesem humanmedizinischen Heilberuf. Mit anderen Worten: Die logopädische Versorgung für sehr viele Patienten - insbesondere für ältere und schwer erkrankte Menschen - muss ohne Not vorerst eingestellt werden.
Der dbl hat das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung umgehend auf diese Fehlentscheidung und der dieser zugrunde liegende Fehlinformation hingewiesen. Denn offensichtlich geht das Ministerium davon aus, dass "im Rahmen einer logopädischen Behandlung eine Maskenpflicht nicht besteht; anderenfalls wäre der Erfolg einer solchen Behandlung nicht gewährleistet.“ Zudem haben wir noch einmal auf die wichtigsten Dokumente zum Hygiene-Management in logopädischen Praxen hingewiesen: den dbl-Hygiene-Leitfaden, die Broschüre "Risikoarmes Arbeiten im Alltag einer Logopädischen Praxis" von dbl und HTK sowie den SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard-Logopaedie.
Das Ministerium wurde bereits aufgefordert, umgehend eine Anpassung der niedersächsischen Corona-Schutzverordnung im Bereich der Logopädie (z.B. analog zu den Regelungen in den Ländern Berlin, Brandenburg oder Rheinland-Pfalz) vorzunehmen, um das unter infektiologischen Gesichtspunkten bisher erfolgreiche Arbeiten in der Logopädie unter Einhaltung der gebotenen Schutzmaßnahmen wieder zu ermöglichen.
Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Ergänzung vom 9.3.2021:
Etliche Mails und Gespräche haben wir seit gestern geführt und sind dennoch leider noch keinen (offiziellen und damit hilfreichen) Schritt weiter.
Verlässlich ist an dieser Stelle auch die Unterstützung des MdB Dr. Roy Kühne, der sich aktiv für unser Anliegen einsetzt.
Mittlerweile sind auch viele unserer KollegInnen vor Ort aktiv geworden und haben die lokalen Redaktionen, Gesundheitsämter und PolitikerInnen für die aktuelle bedrohte Versorgungssituation sensibilisiert und aufmerksam gemacht (ein Austausch dazu findet u.a. im Mitgliederportal statt). Hier ist unser aller Einsatz gefragt, um auf die bedrohte Versorgungslage aufmerksam zu machen und die Fehleinschätzungen dieser Verordnung.