Meldung
Ausbildungssituation in Hessen: dbl wendet sich an die Politik
Forderung nach einer regelhaften hochschulischen Ausbildung
In seinem Schreiben an Ministerin Angela Dorn (Landesministerium für Wissenschaft und Kunst), Minister Kai Klose (Landesministerium für Soziales und Integration) sowie die Fachpolitischen Sprecherinnen und Sprecher verschiedener Parteien für die Bildungs- und für die Gesundheitspolitik, weist der dbl auf die derzeitige logopädische Ausbildungssituation in Hessen hin.
Im März dieses Jahrs war der dbl zu einer Anhörung bezüglich der Schulgeldfreiheit für die Therapieberufe geladen (siehe hierzu unsere Meldung vom 7. Mai 2020). Die Schulgeldfreiheit in Hessen ist nunmehr umgesetzt, doch betrifft dies die Logopädie in Hessen nicht, allein die staatliche Schule für Logopädie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) bildet noch nach dem Gesetz über den Beruf des Logopäden (LogopG) aus. Private Schulen für Logopädie gibt es nicht (mehr) in Hessen. Andererseits spiegelt Hessen die heterogene Ausbildungslandschaft in der Logopädie/Sprachtherapie wider. An der (privaten) Hochschule Fresenius ist ein grundständiger Studiengang Logopädie möglich; die Berufsbezeichnung Logopädin/Logopäde kann jedoch nach erfolgreichem Abschluss nicht geführt werden, da der Bachelorstudiengang nicht nach dem LogopG erfolgt. Die Absolventinnen und Absolventen verfügen nach § 124 SGB V über den Anspruch auf Vollzulassung als entsprechenden Heilmittelerbringer/innen für die Logopädie/Sprachtherapie. Der Masterabschluss der Klinischen Linguistik (Universität Marburg) führt nach § 124 SGBV zu einem Anspruch auf Teilzulassung.
Diese Situation hat der dbl nun zum Anlass genommen, seine Befürchtung bezüglich der adäquaten Patientenversorgung auszudrücken und zugleich auf den akuten Fachkräftemangel in der Logopädie hingewiesen, denn auch 2020 sind es insgesamt 161 Tage, die Stellen in dem Berufsfeld Logopädie/Sprachtherapie vakant bleiben.
Darüber hinaus weist der dbl auf diese heterogene hessische Ausbildungslandschaft in der Logopädie/Sprachtherapie hin. Um die Ausbildung in der Logopädie/Sprachtherapie zu vereinheitlichen, hatte der Arbeitskreis (AK) Berufsgesetz, dessen Gründungsmitglied der dbl ist, bereits im November 2018 eine Gesetzesvorlage entwickelt, die eine einheitliche hochschulische Ausbildung vorsieht.
In seinem Schreiben betont der dbl, dass auch heute noch die Begründung, die 2009 zur Einführung der Modellklausel führte - nämlich den Bundesländern „angesichts veränderter gesellschaftlicher und struktureller Anforderungen an die Gesundheitsversorgung“ durch eine hochschulische Ausbildung die Möglichkeit zu bieten, neue Qualifikationsanforderungen zu erproben - nach zwölf Jahren noch ebenso aktuell ist. Zugleich bleibt den Bundesländern damit (immer) noch eine Chance, die hochschulische Ausbildung in der Logopädie als Regelausbildung umzusetzen.
Angesichts der Ausbildungssituation in Hessen ist dies ein dringendes „Muss“, will Hessen eine zukunftsfähige Patientenversorgung gewährleisten. Dass sich die hochschulische Ausbildung in der Logopädie bewährt (hat), wurde bereits in den Ergebnissen der Evaluation der Modellstudiengänge deutlich; dies bestätigte auch das Bundesministerium für Gesundheit in seinem Abschlussbericht 2016.
Der dbl bietet sich als Gesprächspartner und Berater an und hofft nun, dass die Politik die Zeichen erkennt und sich für eine hochschulische Regelausbildung für die Logopädie entscheidet, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, die logopädische Versorgung zu sichern. So können geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden, um jungen Menschen, die sich für das Berufsfeld der Logopädie entscheiden, auch Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.
Der Bildungsbericht 2020 bestätigt einmal mehr, dass die Zahl der Studienanfänger/innen in den „nichtärztlichen“ Gesundheitsfachberufen steigt und die Akademisierung in diesen Berufen damit kontinuierlich voran schreitet.
Das Schreiben des dbl können Sie hier einsehen.
Azzisa Pula-Keuneke (dbl-Referat Bildung)