Meldung
Arbeitskreis Berufsgesetz im Gespräch mit dem BMG
Der dbl hatte sich vor dem Hintergrund des Europäischen Tages der Logopädie am 6. März dieses Jahrs an die Politik gewandt, um auf das komplexe Berufsfeld der Logopädie/Sprachtherapie aufmerksam zu machen und dies mit der Forderung nach einer primärqualifizierenden hochschulischen Ausbildung zu verbinden. Damit verbunden wurde ein Gesprächsangebot zum Thema Vollakademisierung der Logopädie/Sprachtherapie (der Begriff Logopädie/Sprachtherapie ist der Arbeitstitel für alle beruflichen Handlungsfelder der Atem-, Stimm-, Sprech-, Sprach-, Hör- und Schlucktherapie, umfasst alle dort tätigen Berufsgruppen), das vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gern aufgegriffen wurde.
Am 28. April 2023 fand daher zwischen Vertreter*innen des BMG und des Arbeitskreises (AK) Berufsgesetz ein Online-Treffen zu den Themen Ausbildungssituation in der Logopädie/Sprachtherapie, Zeitplanung für ein neues Berufsgesetz und Finanzierung der Ausbildung statt.
Folgende Punkte konnten wir ansprechen:
Ausbildungssituation
Die Ausbildungssituation in der Logopädie/Sprachtherapie zeigt, dass sich die hochschulische Ausbildung in der Logopädie/Sprachtherapie auch nach der zweiten Verlängerung der Modellklausel weiterhin im Aufwind befindet:
- Seit 2018 ist eine 33prozentige Steigerung des Studienangebotes für einen Bachelorabschluss im Bereich Logopädie/Sprachtherapie zu verzeichnen.
- Nach wie vor verfügen 90 Prozent der Studierenden an berufsfachschulischen Ausbildungsstätten über eine (Fach)Hochschulreife.
- Mehr als 80 Prozent der Logopäd*innen in der Lehre an Berufsfachschulen verfügen über eine hochschulische Qualifikation und stehen daher als zukünftiges Hochschulpersonal zur Verfügung.
Übergang von der berufsfachschulischen in die hochschulische Ausbildung - Zeitplan und Finanzierung
Die Berufsfachschulen und die Hochschulen stehen quasi in den Startlöchern, um den Übergang von der berufsfachschulischen in die hochschulische Ausbildung zu gewährleisten. Dies wird durch den im April 2023 überarbeiteten Flyer des AK zur Hochschulischen Situation in der Logopädie/Sprachtherapie eindrücklich dargestellt.
Der AK Berufsgesetz hat seine Vorlage für ein Berufsgesetz in der Logopädie/Sprachtherapie (2023)) an die Weiterentwicklung des Berufsfeldes angepasst und liefert damit eine wesentliche Grundlage zur Ausgestaltung des Kompetenzkataloges in einem neuen Berufsgesetz.
Eine Zeitplanung für ein neues gemeinsames Berufsgesetz für die Logopädie/Sprachtherapie ist allerdings nach wie vor nicht in Sicht. Dieser Schwebezustand wirkt sich u.a. nachteilig auf die Berufswahl aus, weil es dem Berufsweg an beruflicher Sicherheit fehlt und dann auf andere Studienangebote ausgewichen wird. Angesichts des Fachkräftemangels ein nicht zu unterschätzender Nachteil für die zukünftige Patientenversorgung. Des Weiteren führt diese Unsicherheit aber auch dazu, dass Masterstudiengänge, die die Voraussetzung für den Aufbau einer Wissenschaftsdisziplin sind, nur sehr zögerlich aufgebaut werden.
Die Finanzierung der hochschulischen Ausbildung ist derzeit geprägt durch Einschätzungen und weniger durch Fakten. Daher hat das BMG ein Gutachten zur Finanzierung der Hochschulausbildung in der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie in Auftrag gegeben. Im Unterschied zu den Ausbildungen zur Hebamme und in der Pflege ist der AK Berufsgesetz übereinstimmend der Auffassung, dass keine Ausbildungsvergütung im Berufsgesetz der Logopädie/Sprachtherapie zu verankern ist, auch um die Qualität der praktischen Ausbildung zu gewährleisten.
Für den Herbst 2023 wurde ein Folgetermin vereinbart. Man darf gespannt sein, ob bis dahin der Start des Berufsgesetzgebungsverfahrens geklärt sein wird.
Für den AK Berufsgesetz: Dietlinde Schrey-Dern, Sprecherin