Meldung
Antrittsvorlesung von Annette Fox-Boyer an der Universität zu Lübeck
Habilitation im Fachgebiet Logopädie
„Einen Meilenstein in der Professionalisierung der Logopädie“ nannte Prof. Annette Baumgärtner, Direktorin des Fachbereichs Logopädie und Sprecherin des Institutes für Gesundheitswissenschaften an der Universität zu Lübeck, diese erste Habilitation in den Gesundheitswissenschaften und ganz konkret auch im Fachgebiet Logopädie.
In ihrer Laudatio stellte sie kurz den abwechslungsreichen Lebensweg von Annette Fox-Boyer, PhD, dar. In einer Zeit, in der die Akademisierung der Logopädie in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte, brachte sie - unter anderem durch ihr Studium und ihre Promotion in Newcastle - neue Impulse im Bereich der Aussprachestörungen in die deutschsprachige Logopädie ein. Dies stellte Annette Fox-Boyer in der folgenden Antrittsvorlesung unter Beweis. Begleitet von zahlreichen Beispielen zeichnete sie die Entwicklung ihres Fachgebietes, an dem sie entscheidenden Anteil hat, nach. Sie nahm die zahlreichen Zuhörer*innen – ob vor Ort oder digital zugeschaltet – mit auf eine Zeitreise von den ersten Anfängen der Terminologie-Präzisierung (aus dem Singular „Aussprachestörung“ wurde nach englischem Vorbild der Plural „Aussprachestörungen“, um der Heterogenität gerecht werden zu können) bis hin zur kürzlich erfolgten Veröffentlichung der S3-Leitlinie „Therapie von Sprachenwicklungsstörungen“, an deren Erstellung sie 20 Jahre später als Mandatsträgerin des dbl beteiligt war (Kapitel ‚Aussprachestörungen‘).
Annette Fox-Boyer verband in ihrer Antrittsvorlesung konkrete Beispiele aus dem Kindermund nicht nur mit der Vielfalt der unterschiedlichen Störungsbilder, sondern zeigte auch die Relevanz ihrer Forschung im Bereich der möglichst früh erkennbaren Prädiktoren, Identifikatoren und klinischen Markern im interdisziplinären Kontext auf. Ihre mit leichter Hand gezeichneten „kleinen Forschungsfragen für die nächsten drei oder vier Jahre“, wie sie selber ausführte, zeigten die Breite der anstehenden Themen auf. Eine erhöhte Effizienz und gleichzeitig Ökonomisierung der Diagnostik mit digitaler Unterstützung, eine präzisere Differenzierung der drei aktuell noch nicht gut trennbaren Störungsbild-Gruppen und der Aufbau eines Forschungsnetzwerkes in Kooperation mit Fachgebieten am Standort, aber auch mit Praktiker*innen standen dabei unter anderem auf ihrer Liste.
In ihrem anschließenden Dank wurde deutlich, dass sie ein solches internationales Netzwerk bereits in den letzten Jahrzehnten ihrer logopädischen Tätigkeit aufgebaut hat. Sie freue sich besonders, das betonte sie zum Schluss, dass sie an der Universität zu Lübeck nach Erhalt der Habilitationsurkunde „nach 30 Jahren endlich am eigenen Haus Doktorand*innen erstbetreuen“ darf.
Wir gratulieren sehr herzlich zu dieser Lebensleistung und freuen uns auf die weiteren Erkenntnisse und Ergebnisse und damit auch die Entwicklung der Logopädie!
Heike Marré
(dbl-Bundesvorstand, Interessenvetretung Bildung)