Meldung
34. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen
Schwerpunktthema: Palliativversorgung
Am 8.4.22 fand die 34. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen statt. 42 Verbände trafen sich online auf Einladung der Bundesärztekammer, um über die Lage in den jeweiligen Fachdisziplinen zu berichten und einen Diskurs über die palliative Versorgung zu führen.
Der Vormittag diente dazu, sich über die aktuelle Situation in den Gesundheitsberufen ein Bild zu machen. Einzelne Verbände berichteten über die Themen Fachkräftemangel, Folgen der Pandemie sowie über Vergütungsproblematiken. Dagmar Karrasch wies explizit auf die dringend notwendige Überarbeitung des Berufsgesetzes hin sowie auf die notwendige politische Entscheidung für die Vollakademisierung der Logopädie für eine zukunftsorientierte Patient/nnenversorgung.
Inhaltlicher Schwerpunkt der Treffens war das Thema Palliativversorgung in Deutschland. „Als solidarische Gesellschaft sind wir verpflichtet, Schwerstkranken und Sterbenden ein Lebensende unter würdigen Bedingungen zu ermöglichen“, betonte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Welche Bedeutung hat die Charta der schwerstkranken und sterbenden Menschen in Deutschland für die Gesundheitsfachberufe? Wie wirkt sich die Debatte um den ärztlich assistierten Suizid auf die anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen aus? Angesichts der steigenden Zahl schwerstkranker und pflegebedürftiger Menschen als Folge der demographischen Entwicklung stellt dies nicht nur eine Herausforderung für das Gesundheitssystem dar, sondern für die Gesellschaft insgesamt.
Dr. Josef Mischo, Palliativbeauftragter der Bundesärztekammer, unterstrich in seiner Einführung in den Themenblock die Notwendigkeit, die anderen Gesundheitsfachberufe mit in die Diskussion um den ärztlich assistierten Suizid einzubeziehen. „Eine offene Kommunikation aller beteiligten Professionen über den Umgang mit Todes- beziehungsweise Suizidwünschen von Patienten ist unerlässlich.“
Dr. Sabine Pleschberger, Pflege- und Gesundheitswissenschaftlerin am Forschungsinstitut „Gesundheit Österreich“ in Wien, stellte in ihrem Vortrag Studien aus Ländern vor, in denen assistierter Suizid und Tötung auf Verlangen bereits etablierte Praxis sind und erläuterte, mit welchen Ambivalenzen diese Erfahrungen speziell für die Pflegeberufe verbunden sind. „Eine ethische Positionierung vieler Berufsgruppen ist wenig selbstverständlich, allen voran in der Pflege. Der Bedarf an Qualifizierung in diesem Bereich ist enorm“, konstatiert Pleschberger in ihrem Fazit. Sie findet: „Den Gesundheitsberufen kommt eine besondere Verantwortung zu, ein Gegengewicht zu gesellschaftspolitischen Strömungen zu bilden, die zu einseitig an Selbstbestimmung und Autonomie ausgerichtet sind.“
Heiner Melching, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, zeigte in seinem anschaulichen Vortrag die Entstehungsgeschichte und die Relevanz der Charta der schwerstkranken und sterbenden Menschen in Deutschland. Aus seiner Sicht ist die Bedeutung auch der Gesundheitsfachberufe vielfach noch unterschätzt. „Die aus der Charta resultierenden Handlungsempfehlungen können sehr konkret und praxisnah dabei unterstützen, die eigene Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer zu befördern und darüber hinaus zu einem gesellschaftlichen Diskurs und zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung beitragen“, so lautete Melchings Fazit.
Cordula Winterholler wies in der sich anschließenden Diskussion darauf hin, dass Therapieberufe weder bei der Entstehung dabei waren noch als Versorger im Palliativsetting in der Charta genannt werden. „Hier stellt sich die Frage, welche Berufe denn tatsächlich mit Gesundheitsberufen gemeint sind. Aktuell ist die Rede lediglich von medizinisch-pflegerischen Angeboten.“
Aus diesen wichtigen Impulsen der einzelnen Vorträge zeigte sich für die Logopädie nochmals die Notwendigkeit einer Etablierung der Palliativen Logopädie, damit sowohl der professionsinterne wie auch der interdisziplinäre Diskurs in Aus- und Weiterbildung angestoßen wird, Forschungsprojekte initiiert werden und ein interdisziplinäres Versorgungskonzept für Menschen mit lebenslimitierenden Erkrankungen zur Verfügung steht.
Cordula Winterholler
Tipp
Im dbl-Shop steht Ihnen der Flyer „Pallitive Logopädie – Teilhabe bis zuletzt“ zur Verfügung.
Im Rahmen des dbl-Kongresses in Koblenz findet am Freitag, 20. Mai 2022 ab 13:30 Uhr das Symposium „Palliative Logopädie“ statt.