Verbale Entwicklungsdyspraxie
Eine verbale Entwicklungsdyspraxie (VED) äußert sich in der Unfähigkeit, Bewegungen richtig zu planen und auszuführen.
Sie ist abzugrenzen von einer phonetischen Störung, einer phonologischen Störung und einer neurologisch bedingten Sprechapraxie.
Schon früh zeigen betroffene Säuglinge/Kinder Probleme bei der Nahrungsaufnahme, d.h. sie verschlucken sich häufig (husten), weil der Ablauf von Saugen-Schlucken-Atmen beeinträchtigt ist. Beim Übergang von breiiger zu fester Nahrung wird viel Speichel produziert. Teilweise kann beobachtet werden, dass die Kinder grobmotorisch ungeschickt sind, d.h. sie neigen zu häufigem Stolpern. Die Sprachentwicklung dieser Kinder ist dadurch gekennzeichnet, dass sie nur wenige Lalllaute produzieren. In den ersten Lautproduktionen fehlen die Konsonanten, sie produzieren eine Art "Vokalsprache" (z. B. "aaoo"). Sie werden auch als "stille Babys" bezeichnet und haben einen verspäteten Sprechbeginn ("Late Talker").
Synonym wird teilweise auch der Begriff „kindliche Sprechapraxie“ für die verbale Entwicklungsdyspraxie verwendet. Dieser kann jedoch missverständlich sein, da der verbalen Sprechapraxie keine direkte neurologische Schädigung zu Grunde liegt.
Ursachen
Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass die verbale Entwicklungsdyspraxie genetisch verursacht ist, d.h. die für die Steuerung der Sprechbewegungen zuständigen Hirnareale scheinen betroffen zu sein.
Häufigkeit
Die Störung kommt bei einer kleinen Gruppe von Kindern mit Sprechstörungen vor.
Es sind etwa dreimal so viele Jungen wie Mädchen betroffen.
Symptome
Die Symptome einer VED können sehr unterschiedlich sein und treten in Kombination auf.
Die Sprache der Betroffenen ist unverständlich. Es kann sein, dass das Kind nur wenige oder keine Konsonanten (Mitlaute) sprechen, und auch die Vokale (Selbstlaute) können betroffen sein. Die Artikulationsfehler, die die Kinder machen sind dabei inkonstant und können mit jedem Mal, in dem ein Wort gesprochen wird, anders sein (z.B. Ball, Bai, Hall, all, …). Die Kinder haben ein Störungsbewusstsein, das heißt sie merken, dass ihnen das Sprechen nicht leichtfällt und dass andere sie nur schwer verstehen können. Trotzdem sind sie in der Regel kommunikationsfreudig und ihren Mitmenschen zugewandt und versuchen, sich „mit Händen und Füßen“ zu verständigen.
Was können Eltern tun?
Eltern, die sich Sorgen wegen der sprachlichen Entwicklung ihres Kindes machen, sollten sich auf jeden Fall beraten lassen, entweder von ihrem Kinderarzt/ ihrer Kinderärztin oder von einer Beratungsstelle, wie z. B. Sozialpädiatrische Zentren, Frühförderstellen, Sprach(heil)ambulanzen bzw. logopädische Dienste in Gesundheitsämtern. Aber auch in pädiatrischen Ambulanzen von Kliniken oder Frühfördereinrichtungen oder Sozialpädiatrischen Zentren sind Ansprechpartner wie z. B. Logopäden und Logopädinnen für die Beratung und Behandlung der verbalen Entwicklungsdyspraxie zu finden.
Hat die Therapie bereits begonnen, können Eltern den Fortschritt unterstützen, indem Zuhause Aufgaben, die die Logopädin/ der Logopäde den Kindern und den Eltern vorher erläutert haben, durchgeführt werden. Dies ist bei der verbalen Entwicklungsdyspraxie von großer Bedeutung, da das tägliche Übung den Fortschritt der Therapie sehr stark begünstigt.
Literatur und Material
Lauer, N. & Birner-Janusch, B. (2007). Sprechapraxie im Kindes- und Erwachsenenalter. Stuttgart: Thieme.
Schulte-Mäter, A. (2007). Verbale Entwicklungsdyspraxie. In: Schöler, H., Welling, A. (Hrsg.). Sonderpädagogik der Sprache. Band 1: Handbuch Sonderpädagogik. Göttingen: Hogrefe. S. 278-284.
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