Meldung
dbl-Informationsveranstaltung am 2. und 9. Juni 2022
Warum ist die Vollakademisierung so wichtig? Viele denken sicherlich:
„Aber es ist doch in Deutschland schon möglich ein Studium zu absolvieren, wenn man das möchte.“
Ja, das ist korrekt. Und es stellt sich auch nicht mehr die Frage, ob wir akademische Ausbildungswege bekommen. Es besteht jedoch die Gefahr der Teilakademisierung und in Folge eine „Zwei-Klassen-Logopädie“.
Denkbar wäre damit, dass die Berufsgruppen sich spalten würden, wenn eine Teilakademisierung durch die Berufsgesetznovellierung zementiert werden würde. Derzeit müssen die Studiengänge in den Therapieberufen noch nach den veralteten Berufsgesetzen durchgeführt werden. Es wäre aber möglich, dass bei einer Teilakademisierung, fest verankert in den Berufsgesetzen, unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte gesetzt werden würden, die dazu führen könnten, dass die berufsfachschulischen Ausbildungen andere berufliche Schwerpunkte erhalten als die hochschulischen Ausbildungen.
Demnach ist vorstellbar, dass die akademisierten Therapeutinnen und Therapeuten die Diagnostik und Therapieplanung durchführen und diejenigen mit reiner Berufsschulausbildung dann auf dieser Grundlage die Therapie durchführen.
Das darf und kann keine Zielsetzung der so dringend notwendigen Berufsgesetznovellierungen sein!
Diese Infografik fasst auf einen Blick zusammen, warum die Vollakademisierung der Therapieberufe der einzig logische nächste Schritt in der Entwicklung der Therapieberufe ist (zur Vergrößerung bitte anklicken).
Hochschulische Ausbildung muss die Regelausbildung werden
Daher die Forderung, die Ausbildungsgesetze auch weiterhin einheitlich zu gestalten und die hochschulische Ausbildung als Regelausbildung, verbunden mit dem berufsqualifizierenden Bachelorabschluss, zu etablieren! Generell und für alle!
Die Versorgung der PatientInnen muss auch in der Zukunft gesichert werden. Dies bedingt die Weiterentwicklung der beruflichen Fähigkeiten und Kompetenzen. Zudem erhöht die Vollakademisierung die Attraktivität der Therapieberufe, wodurch diese von mehr Menschen gewählt und somit dem Fachkräftemangel in den Therapieberufen entgegengewirkt werden kann (s. dazu auch Zweiter Evaluationsbericht des Bundesministeriums für Gesundheit, Oktober 2021 ).
Deutschland im internationalen Vergleich
Des Weiteren ist die hochschulische Ausbildung international bereits Standard. Die Berufe der Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie können dort nur nach Absolvieren eines Studiums ausgeübt werden. Deutschland hinkt hier seit Jahren international und europäisch hinterher.
Patientinnen und Patienten profitieren
Darüber hinaus ist das evidenzbasierte Arbeiten, also die Bewertung von Therapien oder Behandlungen in Hinblick auf deren Nutzen für die PatientInnen, Bestandteil der hochschulischen Ausbildung und immens wichtig, um die beste Qualität in der PatientInnenversorgung zu erzielen. So arbeiten alle TherapeutInnen auf dem aktuellen Forschungsstand und entwickeln sich und ihre therapeutische Praxis weiter. Dadurch ist auch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen akademischen Gesundheitsberufen auf Augenhöhe möglich.
Praktische Anteile in der Ausbildung weiterhin unverzichtbar
Therapeutisches Arbeiten ist natürlich ohne eine praktische Ausbildung undenkbar. Deswegen wird es auch bei einer Vollakademisierung weiterhin hohe praktische Anteile geben, durch die die AbsolventInnen den Kontakt und die Therapie mit PatientInnen Schritt für Schritt lernen, verbessern und verinnerlichen können. Nur so können sie künftige Herausforderungen, die ihnen in der therapeutischen Praxis begegnen, meistern. Dazu gehört auch die Weiterentwicklung und Neugestaltung der theoretischen Fächer als Voraussetzung. Dies umfasst ebenso die technischen und digitalen Neurungen, mit denen die Therapieberufe sich auseinandersetzen müssen, um sie fachspezifisch einsetzen und weiterentwickeln zu können.
Übergangslösungen für Absolventinnen und Absolventen von Berufsschulen
Zum Abschluss noch ein Hinweis für alle BerufsfachschulabsolventInnen, die fürchten, dass mit Beschluss der Vollakademisierung sofort ihre Zulassung verfallen wird:
Bereits 1980 –mit Einführung des Bundesgesetzes für die Logopädie- wurden Übergangsvorschriften formuliert, die den bis dato landesrechtlich ausgebildeten Logopädinnen und Logopäden den Übergang ermöglichten. So wird es auch bei der Neuregelung des Berufsgesetzes sein und natürlich wird es Übergangslösungen geben, die das Arbeiten auch ohne hochschulischen Abschluss weiterhin möglich machen.
Petition des Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen
Im Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen sind die mitgliederstärksten Berufs- und Ausbildungsverbände der Berufsfelder Ergotherapie, Logopädie sowie der Physiotherapie zusammengeschlossen. Jetzt die Petition „Akademisierung JETZT!“ des ‚Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen‘ unterzeichnen und mit Kolleginnen und Kollegen teilen! Mit dieser Petition wird die Politik aufgefordert, die Ausbildung der Therapieberufe an den Hochschulen anzusiedeln und sie so fit für die Zukunft zu machen.
Haben Sie noch Fragen? dbl informiert online am 2. und 9. Juni 2022
Sie haben Fragen oder wollen mehr Informationen zur Vollakademisierung? Dann nehmen Sie gerne an einer unserer Online-Informationsveranstaltungen am 2. oder 9. Juni 2022 teil.