Sprachförderung in der Kita
In den Bildungs- und Erziehungsplänen der Länder ist dem Bereich "Kommunikation und Sprache" große Bedeutung eingeräumt, weil der Zusammenhang zwischen schulischem/beruflichem Erfolg und den sprachlichen Fähigkeiten der Kinder zu Schulbeginn eindeutig nachgewiesen wurde. In zunehmendem Maße wird daher auch gefordert, die Kita zum Ort „Sprachlicher Bildung“ zu machen (List, 2010). Dies geht über das hinaus, was im Folgenden unter "Sprachförderung" verstanden wird. Damit ist im Wesentlichen gemeint, die sprachliche Entwicklung der Kinder, d.h. ihre Laut-, Wortschatz- und Grammatikentwicklung zu unterstützen (fördern). Dies geschieht durch den Einsatz von Sprachförderprogrammen und/oder alltagsintegrierte Sprachförderung.
Sprachförderprogramme richten sich an unterschiedliche Kinder (z.B.: bildungsfern, mit Migrationshintergrund, …) und fördern unterschiedliche sprachliche Fähigkeiten,
wie z.B.
- die Wahrnehmung von Lauten: ein Kind lernt zwischen 'p' und 'b' zu unterscheiden
- die Betonung von Wörtern: ein Kind lernt, dass zweisilbige Wörter auf der ersten Silbe (A-pfel) und dreisilbige Wörter auf der zweiten Silbe (Ba-na-ne) betont werden
- die inhaltliche Unterscheidung von Wörtern: laufen-gehen-springen-hüpfen …
- den korrekten Satzbau: Mama kocht Suppe (Verbzweitstellung)
Alltagsintegrierte Sprachförderung bedeutet, dass die frühpädagogischen Fachkräfte sich in allen Situationen gegenüber allen Kindern sprachfördernd verhalten. Ihnen ist bewusst, dass bestimmte Verhaltensweisen (sprach)fördernd sind und andere nicht, sie setzen gezielt spezifische Grundprinzipien (s. Sprachreich©) sprachfördernden Verhaltens ein, um die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Wie effektiv ist Sprachförderung in der Kita?
In einer ersten empirischen Untersuchung wurde der Nachweis erbracht, dass alltagsintegrierte Sprachförderung sich positiv auf die sprachliche Entwicklung von sprachlich auffälligen Kindern auswirkt (Buschmann & Jooss, 2011). In der für die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WIFF) erstellten Expertise "Frühpädagogik als Sprachförderung" weist Gudula List (2010) dem "Kommunikations- und Sprachverhalten [der Erzieherinnen] (...) eine Vorbildfunktion zu, sowohl in Hinsicht auf Korrektheit wie auch auf Diskursfähigkeit und Angemessenheit der Sprachstile in der Interaktion mit Kindern, Familienangehörigen und im Team." Mit diesen Anforderungen an die berufliche Kompetenz frühpädagogischer Fachkräfte entspricht sie dem Ansatz alltagsintegrierter Sprachförderung, wie er auch in der dbl-Konzeption "Sprachreich©" vertreten wird.
Verknüpfung von Sprachförderung mit naturwissenschaftlichen Experimenten:
Zusammenarbeit von dbl und "Haus der kleinen Forscher"
Was naturwissenschaftliches und technisches Forschen mit Sprachförderung zu tun hat? Ganz einfach: Wer forscht, der fragt und wer fragt, der forscht. Forschen ist ohne Sprache nicht denkbar. Umgekehrt ist jede Form des Spracherwerbs ein kleines Experiment.
Deshalb haben die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" und der Deutsche Bundesverband für Logopädie eine Kooperation vereinbart, in deren Mittelpunkt die Durchführung von Fortbildungs-Workshops für Erzieherinnen und Erzieher steht.
Inhaltlich geht es um Sprachförderung in Verbindung mit naturwissenschaftlichen Experimenten im Kita-Alltag. Die Bedeutung von Sprachentwicklung und naturwissenschaftlichem und technischem Forschen für den Elementarbereich wird in den Orientierungs- bzw. Bildungsplänen aller Bundesländer hervorgehoben.
Sowohl das vom dbl entwickelte Sprachreich©-Training, als auch die Konzeption zur Frühförderung im MINT-Bereich der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" gehen von dem Ansatz aus, dass eine effektive Förderung in den Alltag der Kinder integriert sein muss. Das Sprachreich©-Konzept zielt darauf ab, die Kompetenzen der Erzieherinnen und Erziehern im Hinblick auf sprachförderndes Verhalten in alltäglichen Interaktions- und Spielsituationen zu stärken. Den pädagogischen Fachkräften kann so bewusstwerden, dass die gleichen Grundprinzipien der Sprachförderung auch für eine gute Lernbegleitung der Kinder beim naturwissenschaftlich-technischen Forschen entscheidend sind. Dazu gehören z. B. Beobachten, Zuhören, Fragen, Wiederholen sowie die Rückversicherung, ob das Beobachtete auch richtig verstanden wurde.
Materialien
- Gemeinsames Konsensuspapier "Sprachstandserhebung und Sprachförderung in Kindertagesstätten" (PDF) von Kinderärzten, Öffentlichem Gesundheitsdienst, Logopäden, Sprachheilpädagogen und akademischen Sprachtherapeuten
- Positionspapier "Sprachförderung - Sprachtherapie"
Literaturhinweise
- Buschmann. A., Jooss, B. (2011). Alltagsintegrierte Sprachförderung in der Kinderkrippe. Zur Effektivität des "Heidelberger Trainingsprogramms". Verhaltenstherapie & psychosioziale Praxis, 43, S. 303-312
- Bruner, J.S. (1987). Wie das Kind sprechen lernt. Bern: Hans Huber
- Deutsches Jugendinstitut (DJI) (2011). Sprachliche Bildung – Grundlagen für eine kompetenzorientierte Weiterbildung. Ein Wegweiser der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF). München: DJI ; URL: http://www.weiterbildungsinitiative.de
- Fthenakis, W.E. (2010). Ko-Konstruktion: Lernen durch Zusammenarbeit.
- Jampert, K., Leuckefeld, K., Zehnbauer, A. & Best, P. (2006). Sprachliche Förderung in der Kita. Wieviel Sprache steckt in Musik, Bewegung, Naturwissenschaften und Medien? Weimar/Berlin: verlag das netz
- Lisker, A. (2011): Additive Maßnahmen zur Sprachförderung im Kindergarten. Eine Bestandsaufnahme in den Bundesländern. Expertise im Auftrag des Deutschen Jugendinstituts DJI in München.
- List, G. (2010). Frühpädagogik als Sprachförderung. Qualifikationsanforderungen für die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte. WIFF Expertise 2. München: DJI. URL: http://www.weiterbildungsinitiative.de/uploads/media/List.pdf
- Oerter, R. & Montada, L. (2002). Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz
- Textor, M.R. (2000). Lew Wygotski – der ko-konstruktive Ansatz. In: Fthenakis, WE, Textor, MR (Hrsg). Pädagogische Ansätze im Kindergarten. Weinheim: Beltz, S. 71-83
- Wygotski, L.S. (1987). Denken und Sprechen. Weinheim: Beltz